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Tadellöser & Wolff ist ein Roman von Walter Kempowski, in dem der Autor Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend während der Jahre 1938 bis 1945 verarbeitet. Das Werk erschien 1971 und bildet den vierten Teil der Deutschen Chronik.
Walter Kempowski wächst zusammen mit seinen Eltern und zwei Geschwistern, der sieben Jahre älteren Ulla und dem sechs Jahre älteren Robert, in Rostock auf. Sein Vater Karl ist Veteran des Ersten Weltkriegs und Reeder, seine Mutter Grete Hausfrau.
Zu Beginn zieht die Familie innerhalb Rostocks um; es werden die Familienmitglieder sowie die Nachbarn Woldemann, mit Tochter Ute, und der Hausbesitzer Krause vorgestellt. Walter sieht auf seinem Schulweg, dass die Synagoge beim Pogrom vom 9. November 1938 zerstört worden ist. Er geht mit dem Pimpfen auf Fahrt; sein Bruder Robert interessiert sich für Mädchen und amerikanische Musik. Man macht Urlaub im Harz. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird sein Vater in die Armee eingezogen (1941) und nach Frankreich geschickt. 1942 beginnen die Luftangriffe auf Rostock, die Wohnung der Kempowskis bleibt jedoch bis auf zerbrochenes Glas verschont. Ein junger Däne, Sven Sörensen, der in der Reederei des Vaters arbeitet, wird von der Gestapo festgenommen und verhört, da er die von Bomben zerstörten Häuser in einen Stadtplan eingezeichnet hat. Grete Kempowski setzt sich für ihn ein und erreicht seine Freilassung. Breiten Raum nimmt die Schilderung der Nachhilfe bei Tante Anna (= Frau Kröger) ein; Walter wird Hordenführer in der HJ. Ulla studiert Anglistik; Sörensen macht die kritische Sicht eines Dänen auf Deutschland deutlich, er wirbt um Ulla. Später heiratet Sörensen Walters Schwester Ulla und zieht mit ihr nach Kopenhagen.
Immer wieder gerät Walter in Konflikt mit der Hitlerjugend; so weigert er sich beispielsweise, die Haare kurz zu schneiden, und erfindet immer neue Ausreden, um die HJ-Uniform nicht anziehen zu müssen. Gegen Ende des Krieges wird Walter zum Dienst in einer Strafeinheit der HJ eingezogen und arbeitet als Kurier für die Wehrmacht. Ein Auftrag führt ihn nach Berlin, das er unmittelbar vor dem Einmarsch der Roten Armee verlassen kann. Zurückgekehrt nach Rostock nimmt die Mutter die Möglichkeit, mit einem Dampfer zu fliehen, nicht wahr, sondern entscheidet sich, auf die Rückkehr ihres Mannes von der Front zu warten. In der letzten Szene des Buches sitzt Walter mit seiner Mutter auf dem Balkon und erwartet die Ankunft der sowjetischen Soldaten.
Im Buch fällt der Name Auschwitz nur im Zusammenhang mit einem Zeitungsartikel über ein blutiges Ehedrama auf offener Straße. Von der zeitgenössischen Kritik wurde Kempowski vorgeworfen, er habe an dieser Stelle auf „perfide“ Weise Naivität inszeniert. Kempowski selbst schrieb in Sirius, er habe Auschwitz erwähnt, um angesichts der im Buch thematisierten Luftangriffe auf Hamburg deutschem Selbstmitleid vorzubeugen und den Leser daran zu erinnern, „was gleichzeitig im Osten geschah“.[1]
Das ZDF verfilmte den Roman 1975 als Fernsehfilm in zwei Teilen. Regie führte Eberhard Fechner.
Filmdaten | |
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Originaltitel | Tadellöser & Wolff |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1975 |
Länge | 192 Minuten |
Altersfreigabe | FSK ab 12 |
Stab | |
Regie | Eberhard Fechner |
Drehbuch | Eberhard Fechner |
Produktion | Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft |
Kamera | Gero Erhardt |
Schnitt | Barbara Grimm |
Besetzung | |
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Tadellöser & Wolff ist ein Fernseh-Zweiteiler aus dem Jahr 1975, der von der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft für das ZDF produziert wurde. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Walter Kempowski. Die Erstausstrahlung fand am 1. und 3. Mai 1975 statt. Der Film war ein großer Erfolg, sowohl für Eberhard Fechner als Regisseur als auch für Walter Kempowski als Autor der Romanvorlage. 1976 erhielt Fechner den Sonderpreis des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Adolf-Grimme-Preises.
Der Film beginnt wie eine Dokumentation: Ernst Jacobi in der Rolle von Walter Kempowski führt den Zuschauer mit Familienfotos und Aufnahmen aus Rostock in das Geschehen ein. In der Folge kommentiert Jacobi die Filmhandlung gelegentlich aus dem Off.
Der Film schildert detailgetreu und nah an der Romanvorlage das Leben der bürgerlichen Familie Kempowski in den Jahren 1939 bis 1945 in Rostock. Dabei gibt es neben der Schilderung der besonderen Ereignisse im Leben von Walter und in der Familie auch immer wieder Darstellungen des Alltags, wie bei Spaziergängen mit dem Vater durch Rostock, in der Schule und Jugendgruppe, mit Freunden und Swing-Musik, bei gemeinsamen Essen und Weihnachtsfeiern mit der Familie, bei Kirchgängen oder Kinobesuchen. Vater Karl liebt Zigarren der Firma „Loeser & Wolff“, was ihn bei einem Lob stets zu dem Ausspruch „tadellos, tadellöser, Tadellöser und Wolff“ veranlasst.
Die Handlung beginnt mit dem Einzug der Familie Kempowski in eine neue Wohnung in Rostock am 16. April 1939. Es folgt die Schilderung der Situation in der neuen Wohnung und der Begebenheiten in der Familie, bei einem gemeinsamen Essen, bei einem Besuch beim Großvater und bei einer Szene mit der Nachbarstochter.
Während eines Abendessens kündigt Vater Karl eine Urlaubsreise an. Die Familie fährt am 10. August 1939 in den Harz. Sie wohnen in einem Offiziersheim. Dort erreicht sie die Nachricht von einem drohenden Kriegsbeginn, worauf sie verfrüht abreisen.
Bald nach der Rückkehr der Familie verstirbt der Großvater väterlicherseits. Bei der Sichtung des Nachlasses werden erhebliche Schulden festgestellt, die nun zurückbezahlt werden müssen, daher kann die Familie auch nicht in die Villa des Großvaters einziehen, sondern vermietet sie. Am ersten Weihnachtsfeiertag wird Walter krank. Der Arzt diagnostiziert Scharlach und spricht über einen Genesungszeitraum von sechs Wochen.
Später nimmt Walter Klavierunterricht. Die Klavierlehrerin ist streng, und Walter scheint nicht genug geübt zu haben. Dennoch spielt er 1941 Klavier auf einer Weihnachtsfeier der Hitlerjugend im Rostocker Stadttheater.
Dann kommt es zu einem schweren Bombenangriff auf Rostock. Mutter Grete ist als Luftschutzwart eingeteilt, sie schickt die Hausbewohner in den Keller. Das Wohnhaus wird nur leicht beschädigt, aber es gibt einige Bombentreffer in der Straße. Bruder Robert, der als Melder in der Stadt unterwegs war, berichtet über die erheblichen Zerstörungen in Rostock. Auch Dr. Krauses Selterswasserfabrik in der Nachbarschaft brennt ab.
Der Däne Sven Sörensen, ein Mitarbeiter im Kontor des Vaters, wurde von der Gestapo festgenommen, weil er Bombentreffer in einen Stadtplan eingezeichnet hatte. Mutter Grete spricht bei der Gestapo vor, um ihn frei zu bekommen. Er kommt auch kurz darauf frei und zieht in die Wohnung der Familie Kempowski ein, weil seine eigene Wohnung durch Bombentreffer zerstört wurde.
Vater Karl kommt als Oberleutnant auf Fronturlaub nach Hause, und es gibt zunächst Spannungen in der Familie, die sich dann aber später wieder beruhigen. Da Walters Leistungen in der Schule erheblich nachgelassen haben, wird beschlossen, dass er zur Nachhilfe zu der sehr strengen Anna Kröger, genannt Tante Anna, gehen muss.
Walters Schwester Ulla und Sven Sörensen heiraten im Mai 1943. Die Rassengesetze bereiten dem jungen Paar keine Schwierigkeiten, da Sven „Nordländer“ ist. Die Hochzeitsfeier findet in der Wohnung der Familie Kempowski statt, da man das Essen wegen der Kriegswirtschaft „schwarz“ besorgen musste, und es reisen dazu viele Verwandte an. Ulla und Sven siedeln dann nach Dänemark über. Die Familie verabschiedet die beiden auf dem Bahnhof am Zug nach Kopenhagen. Die in Rostock zurückbleibenden Familienangehörigen sind einerseits traurig über den Abschied, andererseits aber auch froh, da Ulla nun in Sicherheit ist.
In den Schulferien 1944 verbringt Walter drei Wochen auf Gut Germitz. Der Gutshof am Plauer See gehört der Familie von Ferdinand von Germitz, den er von der Nachhilfe bei Anna Kröger kannte. Während seines Aufenthalts lernt er Greta, die Schwester von Ferdinand, näher kennen.
Vater Karl kommt im Oktober 1944 noch einmal auf Urlaub nach Hause. Aufgrund der aktuellen Kriegssituation ist die Stimmung während seines Aufenthalts schon sehr betrübt. Am Ende seines Urlaubs verabschieden Walter und seine Mutter den Vater auf dem Bahnhof. Von dort aus kehrt er in eine ungewisse Zukunft wieder auf seinen Posten zurück.
Da das Haus des Vaters von Mutter Grete in Hamburg durch Bombentreffer zerstört wurde, ist er nach Rostock gekommen. Der Großvater wird in der Wohnung der Familie aufgenommen. Auch wurde inzwischen ein Flüchtling, die Frau Stoffel, einquartiert.
Am 17. Februar 1945 wird auch Walter noch eingezogen. Er ist als Kurier eingesetzt, und Mitte April 1945 bei einem Auftrag in Berlin realisiert er, dass die Russen (sowjetische Truppen) schon sehr nahe an die Stadt herangekommen sein müssen. Er sucht einen Weg aus der Stadt, und es gelingt ihm dann, in Nauen noch einen Zug nach Rostock zu finden, mit dem er am 25. April 1945 wieder in Rostock ankommt.
Der Film endet mit der Szene am 1. Mai 1945, an dem Walter mit Mutter und Großvater auf dem Balkon sitzt und dann russische Soldaten Rostock besetzen.
Der gesamte Film ist nicht in Farbe gedreht, sondern Fechner hatte sich bewusst für Sepia als Stilmittel entschieden, um dem Film mehr Authentizität zu verleihen Die Dreharbeiten fanden im Oktober 1974 zum Teil im niedersächsischen Börßum im Landkreis Wolfenbüttel statt. Der Bahnsteig 1 in Börßum wurde in der Filmhandlung nach Rostock verlegt. Auch Lüneburg in Niedersachsen, Eckernförde in Schleswig-Holstein und Hamburg-Harburg (Schulszenen und Predigten) waren Drehorte des TV-Zweiteilers.
Das musikalische Grundthema des Films mit dem Text „Jahre des Lebens; alles vergebens. Wann werden wir uns einmal wieder sehn?“, lieferte der 1. Satz der 6. Symphonie in h-moll, op. 74, „Pathétique“, von Peter Tschaikowski.
Im Verlauf des Films wird in mehreren Szenen der Jazz-Klassiker Georgia on My Mind von Hoagy Carmichael gespielt.
1979 erschien, ebenfalls unter Fechners Regie, die dreiteilige Fortsetzung der Kempowskischen Familiengeschichte unter dem Titel Ein Kapitel für sich.
Seit 2005 ist der Film auf DVD erhältlich.